EIKE
Foto: Martin Diesch, Text: Bastian Modrow
„Ich spüre, dass da eine Leere in mir ist - und ich weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll.“
Eike ist 38, technische Assistentin. Sie lebte ihren Traum, bis zu Beginn der Corona-Pandemie waren Konzert- und Theater-Säle, Festivals, Bühnenproduktionen ihr Zuhause. „Zwölf, 13, 14 Stunden zu arbeiten, das war kein Problem. Ich habe es geliebt“, sagt die gebürtige Kielerin.
Die Scheinwerfer sind aus
Sie hatte große Pläne, als sie vor zwei Jahren von der Förde an die Elbe zog. „Ich liebe Action, ich mag die Abwechslung, ich lerne gern neue Menschen kennen und träumte davon, mittelfristig vielleicht wieder an einem Theater zu arbeiten.“ Ein Traum, der vielleicht noch nicht geplatzt, ganz sicher aber in weitere Ferne gerückt ist.
Seit mehr als einem Jahr grassiert das Virus, hat die quirrlige, bunte, so facettenreiche Kunst- und Kulturszene von jetzt auf gleich ausgebremst. Kein Schauspiel, kein Konzert, keine Messe - die Scheinwerfer sind aus.
Punkrock-Konzert mit Maske?
„Das ist hart und das Schlimmste ist, es gibt kein - naja, kaum ein Licht am Ende des Tunnels“, sagt Eike. Die Ungewissheit, was aus ihrer beruflichen und entsprechend wirtschaftlichen Existenz, aus ihrer Leidenschaft für Requisiten, Technik und Dekoration wird, ist gewaltig. „Das ist kräftezehrend“, sagt die Wahl-Hamburgerin. Dass es in diesem Jahr einen „Weg zurück in die Normalität“ geben wird, sie glaubt es nicht. „Wie sollte man sich das denn vorstellen - ein Punkrock-Konzert und alle tragen Mundschutz? Niemals, das funktioniert nicht!"
Jeder kämpft für sich allein
Ohne Menschen wie sie geht bei Produktionen aller Art nichts. „Was mir dabei am meisten fehlt, das ist dieses Wir-Gefühl des gesamten Ensembles, der ganzen Crew.“ Seit der Corona-Pandemie gibt es nur noch sie. Jeder Einzelne kämpft allein, für sich. Schlechte Zeiten für Menschen, die Teamplayer sind. „Ich liebe es, in Gemeinschaft etwas auf die Bühne zu bringen - zu sehen, wie ein Werk wächst - ob Oper, Theater oder Bühnenshow.“
Mein Plakat macht mich stolz
Als im Spätsommer 2020 die ersten Plakate mit ihrem Porträt in Lübeck und später in Hamburg großformatig auf Plakatwänden zu sehen waren, schickten ihr Freunde und Bekannte Fotos. „Das war ein tolles Gefühl, das machte mich stolz.“ Und diesen Stolz erhält sich die 38-Jährige auch weiterhin: „In diesem Jahr hatte ich zwei kleinere Jobs - einen für drei Tage, einen Ein-Tages-Auftrag. Beide Male bin ich morgens in meiner Arbeitsklamotte aus dem Haus - und ich war so so stolz, endlich mal wieder eine Aufgabe zu haben.“